Entwicklung der Pflanzenheilkunde

In den zurückliegenden zwei Jahrhunderten sind auf dem Gebiet der modernen Pflanzenheilkunde bedeutende Fortschritte erzielt worden. Rudolf Jacob Camerarius aus Tübingen hat 1694 das Geheimnis über die Sexualität der Samenpflanzen gelöst. Ihm ist es gelungen den Nachweis zu erbringen, daß sich reife Samen nur dann bilden können, wenn die Narbe mit Blütenstaub bestäubt wird. Ein Landsmann von ihm, Joseph Gottlob Kölreuter, fand durch Hybridisierungsversuche heraus, daß der Blütenstaub auch am Aufbau der folgenden Generation beteiligt ist.

Erbsen Der Mönch Gregor Mendel aus Brünn fand 1866 durch Beobachtung an Erbsen die Vererbungsgesetze so wie die Gesetze über die Veränderung der Erbanlagen heraus. Dies kann als die Geburtsstunde der klassischen Genetik bezeichnet werden. Während dieser des Pflanzenreichs betreffenden Entwicklung und Erkenntnisse ist andernorts die Pflanzengeographie eingeführt worden. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts ist das Mikroskop erfunden worden. Dieser Fortschritt hat es möglich gemacht, die Feinstruktur der Pflanzen weit besser zu erkennen. Dies hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Folge, wesentlichere Kenntnisse über die Zelle zu erlangem, zur Histologie, der Wissenschaft von den Geweben.

Der Fortschritt ging mit revolutionären Schritten voran. So konnte bereits 1804 das Morphium aus dem vom Schlafmohn gewonnenem Opium isoliert werden. 1817 das Emetin aus der Ruhrwurzel, 1818 das Strychnin aus der Brechnuß und 1820 das Chinin aus der Chinarinde. Heute lassen sich viele dieser Verbindungen auch synthetisch herstellen. Das heißt aber ganz bestimmt nicht, daß die Pflanzen nutzlos und überflüssig sind. Sie werden nach wie vor als Rohstofflieferanten gebraucht.

Pillen Die Natur hat es nun aber einmal so eingerichtet, das wir organische Produkte, also pflanzliche Drogen, bei weitem besser vertragen als synthetische Stoffe. Von daher ist die Pflanzenheilkunde als alternative Medizin gegenüber der chemischen Heilmittelproduktion in jedem Fall vorzuziehen. Vielleicht erfreut sie sich auch gerade deshalb einer zunehmenden Beliebtheit und Verbreitung. Von etlichen Freunden und Bekannten weiß ich, daß sie erst einmal mit natürlichen Mitteln versuchen, ich selbst schließe mich da durchaus mit ein, ihre Befindlichkeitsstörungen zu beseitigen, bevor sie zum Arzt rennen und sich pure Chemie verschreiben lassen.